Kesä ja talvi (Sommer und Winter) für Bariton und Klavier (2000/01)

Fünf Lieder nach Gedichten von Veijo Meri für Bariton und Klavier

Verlag: Ms.

Aufführungsdauer: ca. 10′

Auftragswerk der Aue-Stiftung, Helsinki

UA: (Nr. 1-4) 2.11.2000, Helsinki (Herman Wallén, Bariton – Benjamin Schweitzer, Klavier)
UA: (Kompletter Zyklus) 20.09.01, Graz (Herman Wallén, Kanako Nakagawa)

Weitere Aufführungen:

18.11.2004, New York (USA-EA, Matthias Vieweg, Bariton/Reiko Füting, Klavier)
21.11.2004, Königs Wusterhausen (Deutsche EA, Matthias Vieweg/Reiko Füting)
23.11.2004, Wernigerode
25.11.2004, Berlin
27.11.2004, Dresden
8.4.2010, Lübeck (Dieter Müller, Bariton/Matthias Lassen, Klavier)
18.6.2010, Kiel

Rundfunksendung:

MDR 3.4.2003
YLE Finnland Mai 2007

Werkeinführung:

Die vier ersten Lieder entstanden im Sommer 2000 auf Anfrage der Aue-Stiftung Helsinki für den Bariton Herman Wallén, der die Hauptrolle in der Uraufführung meiner Kammeroper Jakob von Gunten gestaltete.

Zwar entstammen die Gedichte zum Teil unterschiedlichen Sammlungen, doch habe ich sie im Hinblick auf innere Verbindungen ausgewählt, die die Zusammenstellung zu einem geschlossenen Zyklus möglich machten: die Nummern I („Helteen kuivattama koivu…“), II („Linnut keveävätetelään…“) und IV (Kesä
ja talvi – „Sommer und Winter“, das dem Werk auch seinen Titel gab) sind Naturbilder, die den Einzug oder die Vorahnung des Winters in ebenso melancholischer wie sprachlich knapper, disziplinierter, ja manchmal nahezu leichter Weise beschreiben Nummer III. („Teitittely on kaunista…“) hat mich in seiner finnisch-deutschen Zweisprachigkeit fasziniert, es bildet gewissermaßen das „Scherzo“ des Zyklus‘. Trotz – oder vielmehr wegen – seiner thematischen Ausnahmestellung wurden alle musikalischen Strukturen von diesem (als erstes komponiertem) Lied abgeleitet.

Die Nummer I und IV waren als Prolog und Epilog gedacht, während die bewegteren Mittelstücke den Kern der Komposition bilden. Mit dieser Reihenfolge ergibt sich in der Folge der ersten vier Lieder eine Analogie zur Sprachfigur des Chiasmus, also der Überkreuzstellung, die in Veijo Meris Lyrik oft angewendet wird.

Die Behandlung der Gesangsstimme ist ausgesprochen vielseitig und individuell, sie verlangt von gesprochenen und geflüsterten Sätzen über die große melodische Linie bis zum zarten Falsett alles, was ein virtuoser Sänger zu bieten hat. Dagegen ist die Klavierstimme bescheidener, sie hat eher die Funktion einer kommentierenden, den Formverlauf gliedernden Schicht, ohne daß sie deshalb als pure Begleitung mißverstanden werden sollte.

Das fünfte Lied, „Myrsky“ (Sturm), ergänzte ich im Februar 2001, nachdem mich Herman Wallén nach der Uraufführung der viersätzigen Fassung spontan um ein virtuoses „Finale“ für den Zyklus gebeten hatte. Bei der Komposition des Liedes habe ich vieles aus den Stücken I-IV abgeleitet; zudem stellte ich fest, daß Meris Gedicht sich hervorragend als Abschluß eignet – wie im ersten Stück, handelt es sich um ein Naturbild, doch hier mit der deutlichen Beziehung zum Menschen als Betrachter. Auch die Zentralstellung des dritten Liedes wird in der fünfsätzigen Fassung noch deutlicher.