Palimpsest für Klavier (1998, rev. 1999)

Verlag: Ms. (Noten auf Anfrage vom Komponisten)

Aufführungsdauer: ca. 5′- ca. 14′

UA: 26.4.1998 Dresden (Sibylle Wolf )
UA (revidierte Fassung): 15.3.1999 Helsinki (Benjamin Schweitzer )

Weitere Aufführungen:

6.5.1998, Dresden
22.10.2002, Berlin
24.10.2002, Berlin
23.2.2003, Basel (Schweizer EA)
4.4.2003, Stein am Rhein
3.6.2003, Berlin
14.6.2003, Berlin
25.9.2003, Heilbronn
8.9.2009, Schönberg/Meckl.
8.5.2011, Edenkoben

Rundfunksendung:

BR 18.2.2002, Radio DRS 27.2.2002, MDR 3.4.2003

Werkeinführung:

Ein Palimpsest entsteht, wenn bei einem übermalten Pergament, einer schadhaften mittelalterlichen Handschrift o.ä. Reste eines älteren Textes durch jüngere Textschichten hindurchscheinen und sich mit diesen quasi „vermischen“. Das Stück besteht aus einem Notentext mit fünf Varianten, bei denen jeweils weitere Schichten auf diesen Text gelegt bzw. Teile des Textes eliminiert wurden. So ergibt sich der Eindruck eines „akustischen Palimpsests“, zumal die Freiheit in der Gestaltung der Reihenfolge eine etwaige Hierarchie zwischen Ausgangstext und Varianten aufhebt.

Jeder der sechs Teile besteht aus jeweils elf Feldern. Die Anzahl der Parameter, in denen Veränderungen auftreten, wächst von Nr.1 bis Nr.6. Für jeden Teil ist die Anzahl der minimal und maximal zu spielenden Felder festgelegt. Wiederholungen von Feldern innerhalb eines Teiles sind ausgeschlossen – mit Ausnahme von Nr. 6. Die Dauer kann entsprechend zwischen ca. 5 und ca. 15 Minuten betragen. Zudem besteht die Möglichkeit, aus einzelnen Feldern heraus mitten in andere zu springen. Ebenfalls möglich ist eine Präparation einzelner Töne des Instruments. Die Teile können in unmittelbarer Folge vorwärts oder rückwärts gespielt werden. Anfangs- und Schlußteil sind hierbei freigestellt; also z.B. Nr. 2,3,4,5,6,1 oder 4,3,2,1,6,5. Die Reihenfolge der Teile darf vorher festgelegt werden, alle anderen Entscheidungen sind während der Aufführung spontan zu treffen.

Palimpsest verbindet eine Vielzahl von Möglichkeiten aleatorischer Formgestaltung mit einem technisch und rhythmisch überschaubaren Klaviersatz.
Das Stück kann deshalb durchaus auch für Pianistinnen und Pianisten geeignet sein, die die für solche Konzeptionen notwendige Lesegeschwindigkeit und Spontanität trainieren möchten, ohne dabei manuell zu sehr gefordert zu werden. Es handelt sich bei dem Stück jedoch deshalb keineswegs um eine „Etüde“.