Baba Yaga (Tour de force in 125 Takten) für Orchester (1996/2019)

Besetzung: Picc-2-1(2. Ob optional)-2-Bkl(oder BarSax)-2, 4-2-3-0, Pk, Schl. (3), Str. (min. 8-6-6-6-2, Celli geteilt)

Dauer: ca. 7 Minuten

Verlag: Schott Music (in Vorbereitung)

Auftragswerk des Vereins der Freunde und Förderer des Gymnasiums Johanneum zu Lübeck, Abteilung Musik zum 125. Jubiläum des Gymnasiums Johanneum zu Lübeck

UA: Venedig, 24.4.1997 (Sinfonieorchester des Johanneums zu Lübeck/Heinz Arlt)
UA der revidierten Fassung: Lübeck, 12.5.2019 (Sinfonieorchester des Johanneums zu Lübeck/Gernot Maetzel)

Weitere Aufführungen:
Lübeck 30.4.1997 (DE), 24.5.1997, 6.9.1997, Pirna 12.2.1998
Rendsburg 26.5.2019, Lübeck 4.6.2019

Doku-CD „9. Bundesbegegnung Schulen Musizieren 1997“

Einführung

Baba Yaga entstand als Auftragswerk des Gymnasiums Johanneum zu Lübeck zu dessen 125jährigen Jubiläum und wurde aus Anlass einer erneuten Aufführungsserie 2019 einer eingehenden Revision unterzogen, allerdings ohne in die kompositorische Struktur maßgeblich einzugreifen.
Technisch gesehen, könnte man das Stück als Reihe von Doppelvariationen über zwei denkbar einfache Klangideen ansehen: Eine fragile Fläche aus liegenden Tönen, in die unvermittelt eine motorisch vorantreibende Geste hineinfährt. Im gleichsam filmschnittartigen Wechsel wird der flächige Abschnitt immer stärker gekürzt, während der motorische drive die Überhand gewinnt, aber dabei zugleich differenzierter und komplexer gestaltet wird. Die expressive Melodie der Celli, die den letzten Abschnitt einleitet, könnte man als drittes Element sehen, das sozusagen aus dem Aufeinandertreffen der beiden Grundideen hervorgeht.
Das Stück spielt unüberhörbar auf die Tradition romantischer sinfonischer Dichtungen an. Ohne weiteres kann man sich unter dem Beginn die flirrende Steppe vorstellen, am Horizont taucht eine seltsame Gestalt auf, die zunächst wieder verschwindet, aber bei jedem neuen Erscheinen mächtiger und furchterregender erscheint… Die Gestalt einer Hexe, die in einer Hütte auf Hühnerfüßen lebt und mit dieser – oder auch in ihrem Mörser – über die Steppe reitet, hat insbesondere russische Komponisten inspiriert. Doch Baba Yaga ist eine differenzierte, ja, widersprüchliche Figur: Böse und gute Zauberin mit durchaus skurrilen Zügen (ein Schelm, wer dahinter eine verborgene Anspielung auf die Institution Schule sehen möchte). Die Komposition versucht, neben unverhohlener Freude an den Mitteln musikalischer Illustration, auch Aspekte dieser Vielfalt einzufangen.

Das Stück ist für ambitionierte Amateurorchester gut geeignet, aber – nicht zuletzt wegen der vielfältigen programmatischen Anschlussfähigkeit – auch für Profiorchester attraktiv.