achteinhalb für Ensemble ohne Schlagzeug (2007)

für Ensemble (ohne Schlagzeug)

Besetzung: Flöte (auch Picc.), Oboe (auch E.H.), Klarinette in B (auch Baßkl.), Fagott (auch Kfg.), Tuba oder Posaune, Akkordeon, Klavier, Violine, Violoncello, Kontrabaß

Aufführungsdauer: 8‘30‘‘

Verlag: Schott Music

Auftragswerk des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau zum zehnjährigen Jubiläum des ensemble courage (Dresden)

UA: 4.10.2007, Dresden (ensemble courage, Ltg.: Titus Engel)

Weitere Aufführungen:
29.9.2009, Växjö, Universität, Weltmusiktage der ISCM (Schwedische EA)
Ensemble Norbottenneo, Ltg.: Petter Sundkvist
2.12.2011, Kulturrathaus Dresden

Rundfunksendungen: MDR 11.10.2007, DLF 10.11.2012

CD: WERGO (courage – Dresdner Ensemble für zeitgenössische Musik/Titus Engel)

Werkeinführung:

Der Titel achteinhalb weist zunächst auf nichts weiter hin als auf die Dauer des Stückes von exakt achteinhalb Minuten. Im Hinblick auf meine Arbeit ist aber gerade die „Bedeutungslosigkeit“ des Titels auf eigene Weise aussgekräftig, enthalten doch ansonsten die Überschriften meiner Stücke immer Hinweise auf die zumeist komplexen musikalischen und außermusikalischen Bezüge, die in den Kompositionen verarbeitet werden.

achteinhalb unterscheidet sich auch klanglich in einigen Aspekten von meinen anderen Arbeiten. Der Grundklang des Stückes ist teilweise trocken, rauh und schroff, verzichtet jedoch (worauf im Untertitel ausdrücklich verwiesen wird) auf den Einsatz von Schlaginstrumenten; bisweilen übernehmen perkussive Klänge vor allem in der Klavierstimme die Schlagzeugfunktion. Das klangliche Material ist aus denkbar einfachen Elementen zusammengesetzt, die erst in ihrer Kombination vielschichtigere Texturen ergeben. Auch der formale und dramaturgische Verlauf ist zunächst einmal recht geradlinig – jedoch fällt (wie bereits in der Kurzoper Informationen über Bartleby) der Anfang der Komposition nicht mit dem ‚inhaltlichen‘ Beginn zusammen. Dieser liegt vielmehr am Ende des ersten Drittels und beginnt mit einer längeren Strecke von kurzen, zum großen Teil asynchronen Impulsen im jeweils tiefsten Register aller Instrumente. Diese Impulsketten werden immer weiter auseinandergezogen und nach und nach in liegende Klänge überführt, die sich recht kontinuierlich im Register nach oben bewegen. Am ‚physischen‘ Anfang des Stückes, der also eigentlich der vierte von fünf ineinander übergehenden Abschnitten ist, tritt zu diesen Liegeklängen ein dumpfes, tiefes Gemurmel; beides löst sich in eine diffizile Geräuschpassage auf, in der sich das Ensemble in ein etwas unrund laufendes Maschinchen verwandelt.

Für den cineastisch gebildeten Hörer läßt der Titel natürlich die Assoziation zu Fellinis Film aufkommen. Wenn man die Deutung von 8½ (Otto e mezzo) als Darstellung einer künstlerischen Selbstbefragung, Bilanz und Orientierungssuche zugrundelegt, lassen sich durchaus Bezüge zu dem Ensemblestück finden, jedoch ohne daß daraus tiefergehende Schlüsse auf inhaltliche Parallelen gezogen werden müßten.