Möbiusband für Streichorchester (2020)

Besetzung: Streichorchester (6-4-4-4-2 oder 12-8-8-8-4)

Aufführungsdauer: ca. 1’30” (radiophone Fassung), ca. 6′ (Konzertfassung)

Ursendung: 22.3.2021, MDR
MDR-Sinfonieorchester
Matthias Foremny, Dirigent

Auftragswerk des Mitteldeutschen Rundfunks für die Serie Mikrokompositionen

Werkeinführung:


Abbildung: David Benbennick (CC 3.0)

Ein Möbiusband – benannt nach dem Leipziger Mathematiker August Ferdinand Möbius – ist eine Fläche, die nur eine Kante und eine Seite hat. Es handelt sich also um ein in sich selbst übergehendes Band, bei dem man nicht zwischen oben und unten oder innen und außen unterscheiden kann. In der Musik gibt es verschiedene Phänomene und harmonische Progressionen, die einem Möbiusband ähneln und die vielfach kompositorisch verarbeitet wurden – etwa der Voglersche Tonkreis („Teufelsmühle“), Schuberts Wegweiser, Saties Vexations, Ligetis Escalier du diable
Mein Beitrag für das Mikrokompositionen-Projekt des MDR ist eine solche Endlosschleife: eine Harmoniefolge, bei der ein einzelner Ton mit immer neuen Akkorden harmonisch ausgeleuchtet wird und die als Schleife konzipiert ist, so dass das Stück an mehreren Stellen begonnen und beendet werden kann. Die Mikrokomposition ist also zugleich unendlich, so wie das Möbiusband einen Widerspruch in sich darstellt. Eine solche Klangschleife eignet sich hervorragend als Zwischenmusik, die an jedem Punkt eines Sendeschemas eingeworfen werden kann und virtuell im Ohr der Zuhörerinnen und Zuhörer weiterläuft, bis sie das nächste Mal erscheint und so als Ausschnitt aus einem Kontinuum wahrgenommen wird: gleichsam als „komponierte Zeit.“